Wir gehen davon aus, dass in traumatischen Erlebnissen Persönlichkeitsanteile dissoziiert (abgespalten) werden, die im Unbewussten aber weiter wirken. Diese abgespaltenen Anteile, Emotionale Persönlichkeitsanteile (EP) genannt, bleiben in ihrer Entwicklung stecken und erleben jede neue Situation so, als würden sie das traumatische Erlebnis im Hier und Jetzt wiedererleben. Dadurch werden Wahrnehmungen und Reaktionen, die in der Vergangenheit sinnvoll und hilfreich, ja vielleicht lebensrettend waren, als einschränkend, fremd, bedrohlich und zerstörerisch erlebt.
Gleichzeitig gibt es einen Anteil, den Anscheinend Normalen Persönlichkeitsanteil (ANP), der gelernt hat, im Alltag gut zu funktionieren, der ziel- und leistungsorientiert ist, aber ebenso dissoziiert bzw. abgespalten ist und keinen Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und Wünschen hat. Stattdessen ist der ANP mit seiner Aufmerksamkeit immer ins Außen gerichtet, steht ständig unter Strom (Hypervigilanz) und wittert überall Gefahr, ohne sich den Gründen seiner Ängste und seiner Wut bewusst zu sein.
In unserer therapeutischen Begleitung unterstützen wir unsere Klient*innen darin, Kontakt zu ihren verschiedenen Anteilen aufzunehmen, sie kennenzulernen und Verständnis dafür zu entwickeln, warum sie so fühlen und handeln. In einem weiteren Schritt werden diese bisher abgespaltenen Anteile in die Gesamtpersönlichkeit integriert und die dissoziierten Erinnerungen zu einem kongruenten Narrativ der eigenen Lebensgeschichte zusammengefügt.
Unsere Methode der Traumatherapie ist eine sehr schonende und sanfte Form, da nicht die Traumaexposition im Zentrum steht, sondern das Kennenlernen und der liebevolle Umgang mit den bisher im Dunklen des Unbewussten nicht gesehenen und verstandenen eigenen Persönlichkeitsanteilen.
Nachdem der Mensch seine eigene Lebensgeschichte „wiedergefunden“ und zu einer vollständigen Erzählung gekommen ist, kann er als eine vollständige Persönlichkeit ein neues Lebenskapitel beginnen. Dabei sind Schmerz, Trauer, Wut und die schlimmen Erfahrungen nicht vergessen, aber sie sind zu vitalen Stärken und Ressourcen für das weitere Leben geworden.